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Es werden Posts vom 2011 angezeigt.

Apokalypse, Warten auf Genesis

Keiner blickt zurück, während ich mit einer Freundin noch da stehe und auf den ersten reinen Schnee sehe, in den sich kein Fuß mehr setzte. Was war es in dieser Landschaft, das sagte: Nicht weiter, geh, dreh um, verschwinde?      "Da liegt sie, die Nein sagende Landschaft. Die ist nicht für uns", bemerkte ich, angezogen von dieser menschenabweisenden, glanzlosen, von Empfindungen unbearbeiteten Zone.      "Man hat das Gefühl, auf der Rückseite der Landschaft angekommen zu sein", sagte die Freundin. "Warum glauben wir eigentlich, ausgerechnet hier auf die ursprüngliche zu treffen?"      "Vielleicht weil sich Menschen ursprünglich so empfinden? Weil auch sie innen ohne Schauseite sind?"      "So ließe sich zumindest der Schrecken erklären, den solche Landschaften auch auslösen, der Schrecken vor dem Erhabenen. Die Leute sehen dort, was sie nicht in sich selbst sehen wollen: die wüste, unbehauste, unwirtliche Landschaft?" Roger Wille

Tempo Tempo

Das mit dem Tempotraining und mir, es will einfach nicht so recht gelingen. Gestern hätten es drei 1000-Meter-Intervalle werden sollen. Nachdem ich mich mehr als gründlich eine halbe Stunde lang aufgewärmt hatte, ging es auf den Sportplatz. Das erste Intervall lief dann in für mich völlig großartigen 05:09 Minuten sogar schneller als geplant, ich kam auf den 400 folgenden Trabmetern super wieder zu Atem und hatte schon den Verdacht, das Ganze könnte Spaß machen. Beim zweiten Intervall kam ich dann ganze 200 Meter weit - dann beendete der Platzwart das Training. Hier lerne ich mal wieder, dass induktive Schlüsse wirklich unzulässig sind: Nur weil der Platz bisher immer bis in die Puppen geöffnet war, heißt das noch lange nicht, dass das immer der Fall ist. So fehlen nun in meinem gestrigen Training zwar nur gut zwei von insgesamt ungefähr zehn Kilometern - aber leider die wichtigen...

Die Kunst, sich unterkriegen zu lassen

Acht Kilometer Tempodauerlauf sollten es werden, mit je zwei Ein- und Auslaufkilometern. Der Himmel war grau und die Online-Wetterauskunft behauptete, es seien 16 Grad. Das entpuppte sich als Lüge, schwül war es außerdem, und die Kombi aus langen Ärmeln und kurzen Beinen erwies sich schnell als viel zu warm. Doch für eine Umkehr zum Kleiderwechsel fehlte mir die Zeit, und so gab ich dem Gedanken "Ach, wird schon gehen" nach. Am Ende war das Einzige, was wirklich fast ging, ich selbst. Vielleicht maximal zwei Kilometer hielt mein Tempo, danach brach ich ein. Zunächst ein bisschen, ich nahm etwas Tempo raus, doch es half nichts. Spätestens nach dem Wendepunkt (auf den ich meine letzte Hoffnung gesetzt hatte, weil es ab hier den sachten, aber stetigen Anstieg wieder zurück geht) wusste ich, dass dieser "Tempodauerlauf" keiner mehr war. Ich gab den Kampf verloren, auch wenn die Stimme in meinem Kopf, die den Trainingsplan im Überblick hat, wütend und gedemütigt heulte.

Back in the Woods - The Woods are back

Kaum zu glauben, aber wie jedes Jahr ist plötzlich alles grün. Vom Eise befreit sind Strom und Bäche, und auch die Wanderwege durch Essens (außerhalb wenig bekannten) Grüngürtel, unsereins spricht gerne vereinnahmend von "seinen Laufstrecken", sind inzwischen nicht einfach wieder benutzbar, sondern richtig schön! Der Winter war lang. Nicht nur der Witterung wegen, gegen die ich dieses Mal gefeit war: Nachdem im letzten Jahr die vereisten Wege und rutschigen Schneedecken meinen linken Fuß als Fall für den Orthopäden zurückgelassen hatten, war ich in der darauf folgenden Wintersaison klüger und hatte mir eine dreimonatige Mitgliedschaft im Universitätssportclub, und damit ein Laufband gesichert. Der Fuß blieb also standhaft und einsatzfähig, doch andere Bereiche der Physis waren weniger kooperativ: Sage und schreibe drei Erkältungen, zwei davon schleppend lang, haben mich zwischen November und April aus den Schuhen geschmissen, und zwar mir Karacho. Diesen Winter waren offenb

Wenn eine eine Reise tut

Ich sitze im ICE nach Berlin. Fensterplatz. Neben mir sitzt eine dickliche alte Frau mit geschlossenen Augen. Regelmäßig, aber doch unvorhersehbar in der Abfolge, macht sie beim Ausatmen ein Geräusch, das ungefähr wie „Pfff“ klingt. Es ist leise und setzt doch jedes Mal so plötzlich ein, dass ich leicht zusammenzucke. Körpergerüche anderer Leute und die Laute die sie machen umgeben mich und ich kann ihnen nicht ausweichen. Immerhin ist das hyperaktive Kind von vorhin inzwischen scheinbar eingeschlafen. Der misanthropische Unterton an dieser Stelle ist eigentlich trügerisch. Ich fühle mich bloß so eingesperrt: Draußen ist wunderschönes Wetter, die Sonne scheint mit der ersten zaghaften Wärme des frühen März, die Temperatur beträgt vielleicht drei, vier Grad. Das von mir schon immer so geschätzte romantische Fenstermotiv ist gerade so präsent und wahr, jenseits der Scheibe sieht alles so frisch und rein und ursprünglich aus, und ich sitze hier auf der falschen Seite, in dem Mief

Testbericht: Tchibo Laufprodukte / Accessoires

Seit gut einer Woche hat Tchibo wieder eine ganze Reihe an Produkten für Läufer im Angebot. Neben Bekleidung, Schuhen und Trainingsgeräten sind auch Accessoires dabei, von denen ich ein paar getestet habe.  Da ja quasi immer Bedarf an dem Verschleißartikel „Socken“ besteht und meine Füße eindeutig zu den sensiblen Gliedmaßen gehören, die nur in waschechten Laufsocken einwandfrei funktionieren, habe ich die Gelegenheit genutzt und das günstige Angebot von 5,99 Euro für ein Doppelpack wahrgenommen. Etwas skeptisch macht zum Einen die Einheitsgröße (die Schuhgrößen 36 bis 41 sollen alle Platz in demselben Damenmodell finden), zum Anderen gibt es keine linken bzw. rechten Socken. Was mich im Geschäft dennoch zum Kauf bewogen hat, war das Material. Dieses fasst sich leicht und geschmeidig an und erinnert an die von mir heißgeliebten Falke-Marathonsocken.  Meinen Praxistest haben die Socken dann auch mit Bravour bestanden, es sei aber bemerkt dass ich mit Schuhgröße 40/41 recht stattlic

In der Ruhe...

Erkältet. Die Situation permanenter Unsicherheit für den Läufer. Bin ich nur leicht verschnupft oder doch eher richtig krank? Ich habe mich heute für "leicht verschnupft" entschieden und beschlossen, dass Laufen gehen erlaubt wäre. Allerdings hatte ich, sozusagen als Kompromiss, mit mir die Abmachung geschlossen, wirklich nur ganz sanft zu joggen, also in einer Intensität, die in etwa einem strammen Spaziergang gleicht. Um auch wirklich jegliche Gefahr verschleppter Infekte und dramatischer Herzmuskelentzündungen weitestgehend auszuschließen. Um das zu gewährleisten, sollte die Herzfrequenz bei ungefähr 125 liegen, also im viel beschworenen Luschi-Wohlfühlbereich. Gar nicht so leicht. Zunächst musste ich erschrocken feststellen, wie meine Herzfrequenz in einer affenartigen Geschwindigkeit die 160 hinter sich ließ (vielleicht doch ernsthaft krank?) und sah mich schon geläutert auf dem Heimweg, aber nach ein paar Minuten konsequent geschneckten Trabens beruhigte sich die Zahl

Eine Idee von Erfolg

"Die Herausforderung beim Laufen liegt nicht darin, daß man versucht, etwas zu tun, was noch nie jemand schaffte, sondern darin, etwas durchzuhalten, was beinahe jeder könnte, aber die meisten nie tun." Joe Henderson, ehemaliger Chefredakteur der Runner's World Sport ist in unserem kulturellen Bewusstsein unmittelbar mit Wettkampf, mit Sieg und Niederlage verknüpft. Es geht um eine Bewertung der Teilnehmer dieses Wettbewerbs, sei es im Rahmen von Platzierungen oder Rekorden, sei es die simplere Unterteilung in gut und schlecht, wie sie die meisten (positiv oder negativ) aus dem Sportunterricht kennen. Warum ist das so? Vermutlich ist das physische Sich-aneinander-Messen ein so direkter und auf diese Weise auch ehrlicher Vergleich, dass er etwas erfreulich Einfaches an sich hat in einer Lebenswelt, die sich im Verlauf des letzten Jahrhunderts immer schneller gedreht und enorm verkompliziert hat. Mit anderen Worten: Es gibt gute Gründe dafür, dass jedes Gespräch über d