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New Year’s Resolutions

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Inzwischen ist es März. Augenscheinlich eine etwas wundersame Zeit um sich Gedanken über gute Vorsätze fürs neue Jahr zu machen – andererseits vielleicht gerade eine sehr gute Zeit, um einen prüfenden Blick auf die gegenwärtigen Entwicklungen des Jahres 2012 zu werfen.
Wie also ist es bestellt um die guten Vorsätze?
Mein wichtiger, großer Vorsatz für dieses Jahr hieß Marathon. Und das Ziel war nicht irgendein Marathon, das Ziel hieß Düsseldorf Marathon am 29. April. Damit einher gingen natürlich weitere Vorsätze: “Besser essen“ war einer, also ein Ernährungstagebuch führen, genauer auf die Eisenzufuhr achten, weniger Unfug essen, Fachliteratur wälzen, usw. – was der geneigte Marathoni to be eben so tut. Wieder mit dem Rauchen aufhören (oder zumindest drastische Reduktion des üblen Lasters) war natürlich als Bestandteil der Marathonvorbereitung fest mit eingeplant, und mehr und vor allem zu ordentlicheren Zeiten schlafen wollte ich auch.
Resümee?
Nun, ganz am Anfang meines sagenhaft gut durchdachten Marathontrainings stand vor allem eines: der Besuch beim Orthopäden. Denn auch wenn ich es gerne ganz weit weg geschoben habe, vergessen habe ich die Worte des Doktors nicht, der nach Besichtigung meiner Röntgenbilder sagte „So eine Belastung ist da natürlich keine so gute Idee“. Und zu diesem Zeitpunkt sprachen wir gerade mal von einem Halbmarathon.
Das Problem ist ein alter, etwas schief zusammengewachsener Bruch knapp über dem Sprunggelenk, aus dem sich nach einem guten Jahr regelmäßigen Lauftrainings heftige Schmerzen entwickelt hatten. Gerade als ich begann mit den 21,1 km zu liebäugeln. Doch die dagegen verschriebenen speziellen orthopädischen Sporteinlagen wurden der Sache Herr, der Halbmarathon fand schließlich statt, inzwischen auch der zweite. Allerdings sind 41,195 km eine andere Hausnummer, das ist selbst einer Ignorantin ärztlicher Ratschläge wie mir klar. Also suchte ich verantwortungsbewusst den Orthopäden auf und informierte ihn über alle von mir beobachteten Vorgänge und Befindlichkeiten im Fuß- und Beinbereich.
Im Grunde hatte der Mann gute Nachrichten. „Wer einen Halbmarathon schafft, der kann aus orthopädischer Sicht grundsätzlich auch Marathon laufen.“ O Freude! – aber: „Das Zwicken an der rechten Ferse macht mir allerdings Sorgen, da muss man als Läufer vorsichtig sein. Gucken wir uns das mal mit dem Ultraschallgerät an.“ Ehe ich mich versah, verließ ich die Praxis mit einer Achillessehnenreizung, einem privaten Schmerztherapierezept und einem soliden, mindestens vierwöchigen Sportverbot (ich: „Was heißt denn Training reduzieren? 5km? 10km?“ – Arzt, etwas mitleidig guckend: „Am liebsten wäre mir, wenn Sie erstmal gar nicht trainieren.“). Natürlich hatte ich den Arztbesuch schön bis Ende Januar vor mir her geschoben, und damit war nun Essig mit Düsseldorf. Richtig begeistert war ich nicht – aber die Vorstellung eines dicken, schmerzenden Fußes samt MONATEN ohne Laufen war nicht besser.
Ich habe die Kröte also geschluckt, habe fleißig gedehnt, war schwimmen und beim Yoga und (trotz des Warmlaufens...) beim Kickboxen. Seit zwei Wochen darf ich nun langsam wieder. Plötzlich habe ich nach sechs halbwegs zügigen Kilometern wieder Muskelkater. Aber ich kann kaum in Worte fassen, wie dankbar ich auf einmal dafür bin, sechs Kilometer laufen zu dürfen.
Das Projekt Marathon 2012 ist aber noch nicht begraben – dann wird es eben einer im Herbst. Die eine oder andere Zigarette wird immer noch geraucht, mein Schlafrhythmus ist noch immer verbesserungswürdig, und besser essen geht ja irgendwie immer. Mein persönlicher Rückblick auf die guten Vorsätze zeigt mir im Licht der Entwicklungen des ersten Jahresviertels, dass es nicht immer höher, schneller und weiter sein muss. Es ist auch ganz heilsam, sich hin und wieder auf das zu besinnen, was man hat und kann und darf. Der Körper ist keine Maschine, die auf Zuruf oder nach Trainingsplan funktioniert und bloß berechnet werden muss. Er will natürlich gepflegt sein, aber es ist auch gut mal fünfe gerade sein zu lassen. Die Gifte göttlich mischen und ein bisschen Achtsamkeit – dann klappt’s irgendwann bestimmt auch mit dem Marathon. In diesem Sinne: Namaste.

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