Direkt zum Hauptbereich

Mal kurz laufen

Die Marathondistanz wird unter Läufern gerne auch anerkennend die "Königsdisziplin" genannt: Ehrfuchtgebietend steht sie auf ihrem Balkönchen und winkt sachte, denn 42,195 km muss man ja auch wirklich erstmal schaffen, keine Frage. Mir ging (und geht) es da nicht anders, aus eigener, teils schmerzvoller Erfahrung weiß ich, dass das wirklich verdammt weit ist. Zu Beginn des Läufer-Daseins kommt einem diese Strecke fraglos wahnsinnig vor, man selbst sieht sich außerstande, jemals so viele Kilometer am Stück zu laufen. Wer es eines Tages doch schafft, dem schwillt zurecht die Brust vor Stolz.

Apropos königlich: Den letzten Marathon bin ich vor ein paar Wochen in Stockholm gelaufen - ganz klar der anstrengendste Mädelstrip, den Tine und ich je unternommen haben! Überhaupt war das in Sachen Anstrengung, Schmerzen und Zeit der schlimmste Lauf - dafür mit Sicherheit eine der coolsten BFF-Aktionen aller Zeiten und daher will ich den Rest in Schweigen hüllen und einfach darauf hinweisen, dass es echt ein klasse Wochenende war, das Wetter toll war (halt nicht unbedingt zum Marathonlaufen) und wir nach dem Lauf in Strapazenrelation immer noch großartig aussahen (siehe Beweisfoto).

Was ich aber eigentlich mitteilen wollte: Ich mag ja Trainingspläne. Sie strukturieren die Woche so schön und man weiß immer, was man tun soll (klar, laufen, aber: schnell? langsam? kurz? weit? Intervalle? usw.). Und man kann sich super auf die Schultern klopfen, wenn man die nächste Einheit "abgearbeitet" hat. Marathon-Trainingspläne sind bloß immer so voll!

Und irgendwie war mir das Laufen in letzter Zeit im Wortsinn etwas lang geworden. Eigentlich bin ich ein Fan der langen Läufe: Mal Zeit zum Nachdenken oder eben auch nicht Nachdenken, Natur, Ruhe, einfach mal die Fresse halten - das Leben kann so einfach sein! Und der Durst danach! Der Hunger! Eine kalte Limo schmeckt nie besser. Man spürt sich selbst, dass es eine Freude ist (und manchmal auch nicht so sehr).
Aber es war so. VIEL!

Daher habe ich mich dieses Mal nicht sofort für den nächsten Marathon angemeldet. Sondern für einen 5-km-Lauf Ende Juli. "Volkslauf" hieß das früher, heute nennt man die Strecke auch gerne "Fun Run" (man könnte ja auch einfach 5-km-Lauf sagen, aber das ist nur meine Meinung). Und ich habe einen Trainingsplan! Der Lauf selbst wird in der Kölner Altstadt stattfinden und ziemlich kopfsteinlastig sein, sodass ich stark bezweifel, dass ich mich hier zeitlich übertreffen werde. Aber, meine Damen und Herren, der Weg ist das Ziel. Eigentlich geht es um den Plan. Manchmal laufe ich sogar eine Extrarunde. Ich Streber. Das macht mir gerade sehr viel Spaß.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Girls‘ Morning Out

Ich habe eine beste Freundin und das ist ein riesengroßes Glück. Wir haben zusammen Abitur gemacht, das ist inzwischen eine Weile her, und kennen uns nun schon etwas länger als unser halbes Leben. Neben unserem gemeinsamen Interesse für Indierock, unserem wahnsinnig guten Humor und der phänomenalen Fähigkeit, Bierflaschen mit Medaillen zu öffnen (oder den Zähnen, wofür wir aber inzwischen zu vernünftig sind), verbindet uns auch die Leidenschaft fürs Laufen. Zwar haben wir zu Schulzeiten in derselben Stadt gelebt und auch Teile des Studiums noch in relativer örtlicher Nähe zueinander verbracht, doch spätestens mit dem Berufseinstieg zog es meine Freundin in urbanere und kosmopolitischere Gefilde als Nordrhein-Westfalen zu bieten hat – seither sehen wir uns seltener, als wir beide gut finden. So mag es wenig erstaunen, dass wir die raren Treffen dann ordentlich feiern. Lange, lange Zeit bedeutete das vor allem, feste anzustoßen. So oft und so viel, bis von dem kostbaren Abend (oder T

Happy Höhenmeter? Im Schwarzwald geht es bergauf.

Ich bin, so hat es ein leider nie wiedergesehener netter Gesprächspartner auf einer Berliner Hinterhofsommerhochzeitsfeier einmal schön in Worte gefasst, „ein richtiges Draußenmädchen“. Ich gehe gerne wandern, habe schon als Kind beim Spielen mit Vorliebe so getan, als gäbe es in unserem Garten keine Zivilisation und übernachte heute noch gerne im Wald, obwohl ich Spinnen eklig finde.  (Dazu mein Mann nachdenklich während einer kalten Januarnacht nahe Forbach: „Jetzt bezahlen wir also Miete für eine Wohnung in Köln und eine Wohnung in Baden-Baden und schlafen im Winter im Zelt.“) Eigentlich spiele ich immer noch gerne draußen und tue so, als gäbe es keine Zivilsation. (Nur Wege. Und Wegweiser. Und Googlemaps.) Jedenfalls ist es als „Draußenmädchen“ mit Begeisterung für Laufsport ja fast selbstverpflichtend, Trailrunning (wie „Durch-den-Wald-Laufen“ neudeutsch heißt) großartig zu finden. Auch ich finde, dass Laufbänder irgendwie wahr gewordene Hamsterräder für Menschen sind und habe mic

Laufen 2020 – Pt. 2: Ein Beinahe-Sixpack und ganz neue Ziele

Nach dem für mich triumphalen Abschluss des Marathonkurses braucht es nicht viel, um mich für den Anschlusskurs im Sommer zu begeistern. Zwar sind nach wie vor keine „echten“ Laufwettbewerbe in Sicht, aber der sommerliche Schwarzwald lockt als Laufrevier, zumal inmitten von Lockdowns und Corona-Tristesse.  Auch den besten aller Ehemänner kann ich von meinem Vorhaben überzeugen, zumal es in diesem „Ausnahmekurs“ einen Laufplan für alle gibt und Gesundheit, Spaß und Höhenmeter statt Kilometer kloppen im Fokus stehen. Kraft- und vor allem Rumpftraining bleibt weiterhin ein Schwerpunkt, der berühmte Sixpack wird für die einen mehr, für die anderen weniger scherzhaft zum neuen Ziel. Ich persönlich bin jedenfalls stolz wie Bolle, als sich die ersten Muskelpartien recht deutlich abzuzeichnen beginnen. Neue Ziele   Das neue Laufziel ist indes folgendes: Den Panoramaweg rund um Baden-Baden laufen – etwa 45 Kilometer mit 1800 Höhenmetern als „Run & Hike“, Steigungen dürfen und sollen ausdrü